So ihr Lieben, ich bin wieder in der Zivilisation eingetroffen…
Mir geht es bestens, auch wenn manche Bilder vielleicht nicht ganz danach aussehen!! (Bilder werde ich erst die Tage online stellen)
An dieser Stelle möchte ich mich für die vielen lieben Mails bedanken die ich bekommen habe! Das waren die ersten Augenblicke wo ich ein wenig Heimweh hatte! Aber deswegen jetzt nicht aufhören zu schreiben! Ich freue mich wirklich sehr, dass ihr an mich denkt und werde die nächsten Tage anfangen, auch zu antworten, nicht böse sein wenn es ein wenig dauert!
Aber am Besten fange ich doch jetzt von vorne an zu erzählen, was ich die letzten 14 Tage so erlebt habe:
Die Farm Leconfield liegt in der Nähe von Sydney in der Nähe des Ortes Tamworth.
Nach 6 std. Zugfahrt (480 km) erreichten wir Sonntags (06.08.) nachmittags Tamworth und wurden Montags morgens eine weitere Stunde (48 km) hauptsächlich über Feldwege zur Farm gebracht. Und was uns alle so erstaunte: Die Landschaft dort ist extrem hügelig, es geht zum Teil deutlich steiler zu als im Siegerland!!
Nach schon recht kühlen Temperaturen in Sydney war der Schreck groß zu erfahren, dass es in Tamworth Nachts bis an die Null-Grad ging ( keine Isolation oder Heizungen in den Häusern!!) und auf der Farm sogar noch kälter werden würde. Dies haben wir dann leider auch erfahren müssen, Nach Sonnenuntergang, ca 17h, bis vormittags war es wirklich eisig!
So sieht nun eben der australische Winter aus, leichte Minustemperaturen, kurzes Gras und auch einige kahle Bäume! In den nächsten Tagen lernten wir es aber zu schätzen, dass die Temperaturen tagsüber nur bis höchstens 22 Grad anstiegen.
Nachdem wir in die täglich wechselnden Pflichtaufgaben eingeführt wurden, die von 6.30h Kuh melken über Badezimmer putzen, Kälbchen einfangen (damit es uns nicht die Milch wegtrinkt), Dinner servieren und Abwasch gingen, wurden uns die Pferde zugeteilt und unser Programm begann. Zusammengefasst verbrachten wir die 11 Tage mit:
Tag 1.: Ankunft, Einführung
Tag 2.: Übungen (Kuh melken, Satteln und Trensen), erste Reitstunde, es waren ja einige Anfänger unter uns und zudem muss man sich ganz extrem auf die besonderen Vorlieben der Farm einstellen, was in diesem Fall für mich eine eigenartige Trens-Methode war und die Tatsache, das wir die Pferde wirklich nur in der Sattellage putzen sollten!
Tag 3.: 9.30h-18.30h mit den Pferden zu einer weit entfernten Wiese (2 std.) unterwegs um dort Mustering zu machen, das Vieh wurde also zusammengetrieben und nach Geschlecht sortiert wieder auf unterschiedliche Wiesen verteilt! Obwohl wir erst im Dunkeln zurück waren war es ein supertoller Tag, die Mädels aus der Gruppe waren größtenteils supernett und die „Arbeit“ hat einfach Irre viel Spass gemacht!!
Tag 4.: Wir wurden im Vieh-LKW zu einem mal wieder entfernten Paddock gefahren wo wir Yards reparieren sollten, die kleinen eingezäunten Stücke, in die man das Vieh zusammentreibt. Tja, davon sollte ich allerdings nicht soviel mitbekommen, da ich nach kurzer Zeit ein Stück Holz ins Gesicht bekam und meine Augenbraue blutete wie verrückt… Nach ca 1 ¾ Stunde war ich dann auch endlich im Krankenhaus angekommen wo meine Verletzung geklebt und alles geröntgt wurde. Es blieb zum Glück bei der Platzwunde und einem sehr blauen Auge. Dies ist zwar bis heute etwas unangenehm aber Schmerzen hatte ich zum Glück kaum!
Aber welch Schreck!!
Interessant waren auf der Krankenhausfahrt die vielen Wallabies (etwa brusthohe, graue Kangaroos, die man auch per Pferd ständig irgendwo antrifft) und der ausbleibende Gegenverkehr! Den ersten kleinen Supermarkt erreichten wir nach 45min, die erste Kneipe kurz darauf!
Tag 5.: Einführung in Natural Horsemanship, Gallopieren lernen (man streckt die Beine nach vorn, das ist vielleicht seltsam!!) Pferde waschen, Sattelzeug putzen, Lagerfeuer für die Party abends bauen…
Tag 6.: Frei!! Wäsche waschen, einen extrem steilen Berg 30 min hoch laufen um Handyempfang zu bekommen, mit dem Farmbesitzer ne Runde auf der Pick Up Ladefläche fahren um den Pferden das Heu zuzuwerfen… Da die 40 Pferde sich auf eine riesige Fläche verteilten ist das auch nicht „mal eben“ so gemacht!!
Tag 7.: Sheep Day, wir wollten die Schafe zusammentreiben und zur Farm bringen. Ich durfte mit Cole, unserem Boss, mitreiten, was wirklich heftig war. Es ging steil bergauf, bergab, durch tiefstes Dickicht, über Stock und Stein- wirklich sagenhaft! Leider fanden wir erst auf dem Heimweg einige Schafe, konnten aber einige Lämmer kastrieren, die Ohren markieren und ihnen den Schwanz abschneiden. Ein erwachsenes Schaf musste dann auch unseren Scherversuchen und letztendlich der Schlacht- und Ausnehmdemonstration herhalten!! Interessant hierbei ist, dass es ekliger ist zu sehen, wie einem Lamm der Hodensack aufgeschlitzt wird und die Eier mit dem Mund herausgebissen werden, als der eigentliche Schlachtvorgang. Diese Kastrationsmethode ist wirklich abartig…
Tag 8.: (Montag) Wir haben wieder Mustering auf der weit entfernten Wiese gemacht um die jungen Stiere zwecks des Verkaufs zu wiegen- Mustering ist einfach der coolste Job auf der Farm, ich musste Front- und damit Lenkfrau sein und das Bild, als die Anderen die Herde einen staubigen Abhang hinunter auf mich zutrieben, war der Wahnsinn!!
Tag 9.: Mein Tag fing etwas unruhig an, da ich Melkdienst hatte, die Kuh aber leider ausgebüchst war und wir sie suchen durften… Aber wenn man mal selbst 10l melken musste dann weiß man die Milch zu schätzen!! Tagsüber übten wir uns im Fencing, wir bauten einen 300 m langen Eisenzaun gaaanz gerade einen extrem steilen Berg hinab! Da wusste man abends schon was man getan hat ;-)
Tag 10.: Wieder ging es zum Mustering, diesmal sollten Kühe mit Kälbern zusammengetrieben werden, um diese zu registrieren und zu kastrieren. Das Gelände hier war wieder extrem steil und unübersichtlich, echt Wahnsinn, die Pferde können wie Bergziegen klettern – die Kühe allerdings auch!! In der Mittagspause erschallten aufgeregt Rufe da jemand ein Krokodil erspäht hatte- dieses stellte sich aber als recht großer Waran heraus! Auf dem Rückritt sollten wir noch einen weiteren Waran treffen!
Da die Kälber noch zu klein waren konnten nur 4 in den Ohren markiert, Brandzeichen gemacht und kastriert werden. Auch hier wurden einfach die Hoden aufgeschlitzt und die Eier herausgetrennt- fertig!
Tag 11.: Wir machten mit den Pferden einige Bilder und spielten Reiterspiele- was sehr interessant war da ja einige 10 Tage zuvor noch nie auf einem Pferd gesessen hatten!
Danach wuschen wir unsere Pferdchen noch mal und entließen sie auf eine große Weide- der nächste Kurs beginnt erst am 28.!! Den Rest des Tages verbrachten wir mit waschen, packen und dem Styling zu unserer Bad-Taste Motto-Party!
Die Zeit auf der Farm war echt toll, es war zwar nachts immer eisig aber besser als tags bei 35 grad zu schuften! Der Sternenhimmel hier in Australien und natürlich besonders so weit abseits ist unglaublich. Es gibt viel viel mehr Sterne und diese leuchten einfach beeinduckend! Die Milchstrasse ist sogar ganz toll zu erkennen! Die Frösche am nahegelegenen Fluss waren abends bei Sonnenuntergang so laut wie eine Hauptstrasse, ansonsten war außer weiteren Naturgeräuschen wirklich gar nichts zu hören, man wurde direkt aufmerksam wenn sich ein Auto näherte!
Interessant ist auch das Australisch der Farmer, da muss man sich erstmal dran gewöhnen! Die Abkürzungen sind so gewöhnungsbedürftig wie unser Boss, der uns nur bei unseren Pferdenamen rief!!
Das Leben auf so einem Hof ist für eine begrenzte Zeit wirklich ganz toll, aber für ewig nicht vorstellbar. Da die Farm auch Jobs vermittelt bin ich zur Zeit noch am überlegen, ob ich nicht doch noch anfragen soll, allerdings ist meine Pferdeallergie während der Zeit auch nicht besser geworden und ich bin mir noch nicht sicher ob ich dann den ganzen Tag mit Pferden arbeiten will! Jedenfalls hat mir der Farmbesitzer extra noch mal gesagt das ich mich melden soll wenn ich einen Job suche- allerdings werde ich den am Telefon sicher gar nicht verstehen ;-)
Auch wenn wir teilweise nicht ganz so schöne Arbeit verrichteten, nicht immer eine heiße Dusche bekamen oder kein Wasserdruck da war, das Spülwasser mit 17 Personen benutzten, es teilweise abartig kalt war- der Tag war gerettet sobald es das Dessert zum auch schon superleckeren Abendessen gab! Diesem Essen habe ich jetzt leider auch das ein oder andere Kilo zu verdanken, aber es kommen ja auch sicher noch schwere Zeiten auf mich zu ;-)
Freitags ging es dann zurück nach Tamworth und mit dem Zug nach Newcastle, wo ich Ruwan und Volker aus der Uni Siegen besuche… So klein ist die Welt eben! Nun bin ich also in Newcastle, habe viele nette Leute kennengelernt und den ersten Sonntag am Strand verbracht! Allerdings mit Jacke, da der Wind doch noch recht kalt ist!! Aber immerhin kann man im Winter an den Strand- und man kann sich sogar mit Schutzfaktor 20 leicht verbrennen… Newcastle ist entgegen seines Rufs ganz schoen, extrem aufgefallen ist mir hier allerdings, wie extrem sich die Maedels sich betrinken und auch wie seltsam ihr Styling ist...
Besonders die Uni hier, wo ich grad im Computerraum sitze, ist sehr schoen, viele kleinere Gebaeude liegen verstreut im Wald, das ist echt toll aber alleine wuerde ich mich hier verirren ;-)
Dienstag geht es dann zurück nach Sydney, Mittwoch morgen hole ich Anja vom Flughafen ab und dann sehen wir mal was kommt- auf jeden Fall wird kräftig Geburtstag gefeiert, denn wie oft verbringt man diesen in Sydney??? Und am 29. geht unser Flieger nach Cairns- ab in die Sonne im Norden ans Great Barrier Reef zu den schönsten Stränden Australiens. Und nachdem wir uns das dort dann ein wenig gemütlich gemacht haben müssen wir wohl nach Arbeit suchen oder WWOFen gehen. In diesem Fall wohnt man bei Familien mit einer Farm wo man ca. 3-4 std. am Tag arbeitet und dafür Unterkunft und Verpflegung bekommt. Interessant ist hierbei, dass man unweigerlich mit der der Sprache konfrontiert wird!! Naja, wie ihr seht habe ich aber keine genauen Pläne ;-)
Einen dicken Knutscha von so weit weg, lasst mich auch hören was es so Neues gibt!!