Alltag auf Leconfield
Zunaechst muss ich mich vielmals fuer die vielen Lieben Mails bedanken die ich nach meiner letzten Rundmail bekommen habe! Ich freue mich da wirklich sehr drueber, auch wenn ich nicht so ganz die Moeglichkeit habe zu antworten!
Auch wenn ich wirklich gluecklich bin und einen supe tollen Job habe, so fehlt ihr mir doch alle ein wenig und freue mich auch darauf, alle wiederzusehen- nachdem ich hoffentlich noch gaaaaanz viel erlebt habe!!!
Tja, wo soll ich nun anfangen, nach meiner Namensaenderung sollte sich noch einiges tun- (= Blue, aufgrund meines blauen Auges) man faengt hier an, ganz andere Dinge zu schaetzen als ein geschnittenes Pony oder schoene Fingernaegel ;-) Ebenso ist es irgendwie egal wie man hier rumlaeuft, alles ist nach einem hablebn Tag eh verdreckt und meine guten Sachen ruhen alle im Rucksack und ihr wuerdet mich nicht wiedererkennen!! Man hat selten Internetzugang oder Handyempfang und teilt sich ein Muenztelefon mit bis zu 27 Leuten- TV haben wir auch nicht und unser DVD Vorrat ist begrenzt… In die Stadt sind es 50 km, davon ca. 20 ueber einen unbefestigten Feldweg, Dirtroads nennen die das hier. Und ohne Auto ist man dann auf eine Mitfahrgelegenheit angewiesen und man taetigt dann Hamsterkaeufe- denn wer weiss wann man wieder rauskommt.
Spinnennetze mit Bewohnern im Schlafzimmer, Gemeinschaftsduschen und eine Klobewohnerin bei deren Anblick ich vor wenigen Monaten noch ausgerastet waere- eine fiese dicke schwarze Spinne… Aber besser normale spinnen als Giftige, also habe ich diese netten Tiere auf eine Duldungsliste gesetzt ;-)
An Fliegen muss man sich eh gewoehnen wenn man von soviel Vieh umgeben ist, genau wie an extrem viele Nachtfalter und aehnliche Fliegetiere.
Das hoert sich wahrscheinlich gruselig an, ist aber total entspannt und einfach wunderschoen! Ich befinde mich nunmal mitten in Austalien an einem Ort, den kein Pizzaservice besucht und wo man auch 30km entfernt noch jedem Nachbarn zuwinkt! Dafuer gibt es hier einen Sternenhimmel wie ich ihn noch nie zuvor gesehen habe, absolute Stille und es ist so friedlich. Die Sorgen hier sind komplett anderer Art, so hat es zum Beispiel in den letzten 5 Wochen einen Tag geregnet und wir haben jeden Tag Sonnenschein und 30grad- es ist furchtbar zu sehen wie das Land schon im Freuhling voellig verdoerrt und der Fluss aufhoert zu fliessen. Die Farm verkauft trotz schlechter Marktlage schon Vieh, um nicht alle durchfuettern zu muessen…
Jetzt aber etwas zu meinem Leben hier- teilweise in Stichworten, ich will ja niemanden ueberlasten- uebrigens habe ich gestern in der Stadt Bilder hochladen koennen!!
Alltag wahrend des Schulbetriebs
(2 Wochen Schulbetrieb, 1Woche Schulfrei…..)
- Schueler einfuehren in die Farm, Regeln, Schuelerjobs
- Unterricht: Melken, Satteln und Trensen, Peitsche knallen, Schritt Trab Gallop
- Jeden 3.morgen: melken mit Schuelern (6.30h. sonst Arbeitsstart 7.30h mit Fruehstueck)
- Englischpflicht durchfuehren und ermahnen
- Pferde kontrollieren ob sie keinen Satteldruck haben und das Sattelzeug richtig sitzt
- Beim Reiten auf die Schueler ein Auge haben, evtl.ein Handpferd mit oder ohne Schueler mitnehmen und die Tore oeffnen
- Nach dem Reiten ueberwachen wie alle die Pferde fertig machen und als letzte den Stall verlassen
- Mustering Cattle= Schafe oder Kuehe zusammentreiben um sie zB zwecks Verkaufs zu wiegen, Schwangerschaftstests duchzufuehren, auf andere Weiden zu bringen, zu brennen, Ohren zu markieren, kastrieren, und Schafe zu scheren und zu schlachten
- Dabei muss ich die Schueler koodinieren, das Vieh mit anbruellen damit es sich bewegt und fluechtiges Vieh zurueckholen- normal abeitet man aufgrund des Gelaendes und um Vieh, Pferde und Schueler nicht in Gefahr zu bringen im Schritt, fluechtiges Vieh darf ich dann aber in extrem harten Zweikaempfen auch im Galopp zurueckholen- ist gar nicht mal so leicht, die Viecher sind schnell und schlagen ganz schoene Harken!!!!!
Mit einer Schuelergruppe haben wir eine Herde 3 Stunden lang heim getrieben, das Vieh war vorher fuer 50 000$ verkauft worden und musste somit vollstaendig heim kommen- das war eine ganz schoene Anspannung und ein ganz schoener Stress- hat aber geklappt!!
- 2 Tage ist allgemeine Farmarbeit angesagt, was dann Draht- oder Holzzaeune bauen,reparieren oder erneueren, Holz dafuer faellen, Steine sammeln u.ae. sein kann- da muss ich dann mit anpacken- mit entsprechendem Werkzeug kann ich euch also jetzt wunderschoene Zaeune bauen ;-)
- Kamin- u. Lagerfeuer bauen
- Den Schuelen zeigen wie man mit Pferden schwimmt- die meisten Pferde finden das ganz toll!!!
- Reiterspiele durchfuehren
- Bei schlechtem Wetter DVD’s zeigen oder sonsteine Animation durchfuehren
- Abends schonmal die Schueler unterhalten- sei es eine Party, Line Dance, ein Leconfield Quiz oder Videoabend: Dabei duerfen die Mitarbeiter natuerlich mittrinken
- Pferde einfangen oder mustern (mehr als 2 Handpferde ist unpraktisch, also scheucht man sie einfach vor sich her, wie auch Kuehe und Schafe)
- Besonders schoen ist es nach getaner Arbeit: Dann naemlich setzt man sich gemuetlich auf die Veranda, untehaelt sich oder auch nicht,, hat ein kaltes Getraenk, z.b. einen Bundaberg-Rum Cola, und guckt wie die Pferde (manchmal auch Kuhe oder Bullen) um einen herum grasen
Die Arbeit ist zwar nicht wirklich hart, aber ganz schoen anstrengend, da Kuehe und Schueler sich manchmal ein wenig kompliziert anstellen;-) Meistens liege ich also vor 22h im Bett!!
Kein Schulbetrieb
-ist nach 2 Wochen Dauerkontakt mit den Schuelern schoen ruhig und entspannend, ausserdem kann man dann auch laenger als 5 min duschen weil genug heisses Wasser da ist
- alle Betten (ca.25) abziehen, waschen, beziehen
- Raeume reinigen
- Badund WC mit Hochdruckreiniger und Bleiche reinigen
- 40 Pferdedecken im Fluss per Hand waschen (bei 30grad ganz nett…)
- Einkaufe fuer den naechstenSchulbetrieb
- Haushaltssachen wie Schraenke reinigen, Kuehltruhe mal entfrosten, Geschirr spuelen, Verleihschuhe und Sattelzeug einfetten (das Fett stellen die selbst her- aus totem Schaf…)
- Gardening: Garten waessern (bin ich dank meiner Mama ja drin ausgebildet), ein wenig Unkraut jaeten (wenn wir sonst nix zu tun haben)
- Farmarbeiten wie Mustering wenn noetig
- Muell wegbringen (machen die Maenner)
Freie Tage
(waehrend des Schulbetriebs 1 Tag, nach der Schule 2 1\2 Tage, wenn nix besonderes anfaellt)
- Rumgammeln und lesen, zur Pferdeschwimmstelle laufen und schwimmen, nix tun
- Mitfahrgelegenheit in die Stadt nutzen um Hamsterkauefe zu taetigen
- Team Penning= Mustering-Turnier. 30 Kuehe auf einem Platz, je 3 tragen Halsbaender mit derselben Farbe. Teams von je 3 Reitern muessen 1 vorgegebene Farbe aussortieren und in eine Art Box am anderen Ende des Platzes bringen, in maximal 2 Minuten! Das ist gar nicht mal so einfach weil die Kuehe immer zusammenkleben und nicht in die andere Ecke wollen. die 3 dauerhaften Mitarbeiter machen da immer mit und es ist echt superspannend, die Atmosphaere ist wie auf nem kleinen Reittuernier zu Hause und jeder kennt jeden
- Viehmarkt: Gefluegel, Kuehe, Pferde, gebrauchtes Zubehoer- hier kauft unser Boss immer ein- Pferde sind extrem billig in Australien, das faengt bei Fohlen fuer 50$ (30euro) an und ein fuer Vieharbeit ausgebildetes Pferd bekommt man fuer unter 1000 $, ca.600euro. Eine Schachtel Zigaretten bekommt man nicht unter 10$… Die besseren Pferde werden vorgeritten und versteigert, der Rest steht in Boxen und der Auktionator verliert 3-4 Saetze pro Pferd, sowas dauert dasnn 2min.
Wildlife
- 6 Hunde: Jack= Hund von Karla, Backpackerin, Bullmastiff x Ridgeback, 10 Monate altes Kalb- gaaaaaanz lieb
Jess&Leo= Kelpies, Arbeitshunde die der Farmbesitzer aus schlechten Verhaeltnissen geholt hat
Jayjay= Ex Arbeitshund, hat irgendwelche epileptischen Anfaelle, aber
Hier draussen wird weder fuer Hunde noch fuer Pferde der Tierarzt gerufen…
Argo= Arbeitshunderasse, gehoert der Koechin
Al= Chihuahua Jack Russell, hat die Koechin gefunden, hat Rattengroesse, ist aber ganz lustig
- 4 Katzen vom Manager Col und Frau Kat- Net& Kelly, Harry& Stripes
- ca. 36 Pferde, davon sind immer einige lahm oder sonstwie krank und auf entfernten Weiden, ich reite waehrend einer Schule meistens ein Pferd, das wechselt aber schonmal…
- Milchkuehe Rose und Calamity
- Angus Catlle, Merino und Merino Crossbreed Schafe
- Browsnakes und Redbellysnakes, beide toedlich, trifft man schonmal beim mustern
- Redback Spinnen, giftig, gibt es hier auch, sowie ungefaehrliche aber wirklich grosse, eklige Huntsmen Spinnen
- Eidechsen findet man in der Mitarbeiterkueche- die Hauptkueche ist steril
- Beim Zaehneputzen sitzen schonmal Kangaroos am 30m entfernten Fluss
- Wilde Ziegen, Fuechse, Hasen, Schweine, Kangaroos
- Extrem juckende Ameisen
People
Der feste Kern:
Brian und Jeanice, Besitzer und Lebensgefaehtin, Brian ist Mitte 80 und geht noch mustern, wir muessen jeden morgen um 8h bei ihm antreten um den Tag zu besprechen. Er ist aber wirklich sehr lieb und nett!!
Col und Kat,Manager mit Frau, er ist hart aber herzlich, will die Arbeit immer sicher und vernuenftig erledigt wissen und muss dazu schonmal durchgreifen, was bei einigen Schuelern aber wirklich wichtig ist. Kat ist aus Holland und seit 2 Jahren hier, auch superlieb!!
Steve- lebt 5km weiter, ist hauptsaechlich fuer alles Handwerkliche, aber auch fuers Mustern zustaendig
Chris- waehrend der 2 Schulbetriebswochen die Koechin, lecker- vor allen die Nachtische!!!!
Karla- eine Backpackerin aus Holland, die 8 Monate hier auf der farm war weil sie sich den Hund zugelegt hat- war fuer 5 Wochen meine Kollegin, fliegt jetzt aber heim
Die sonstigen Kollegen wechseln immer, James war ein Aussie der aber einen besseren Job bekommen hat, Ronald ein Hollaender der nach 3 Wochen weiterreist, Gina ist eine Deutsche die diese Woche anfaengt…
Unter den Students findet man die unterschiedlichsten Leute, am meisten Maedels aus Deutschland die grad Abi gemacht haben, aber letzte Schule auch zum Beispiel 2 extrem witzige Daenen, ein nettes belgisches Paar das vielleicht in Australien bleiben will, einen spanischen Stierkaempfer und und und….
Brians(Besitzer) Familie trifft man auch schonmal, wenn kein Schulbetrieb ist helfen sie schonmal beim mustern oder sie besuchen Brian. Ein Sohn hat die 5 Tage Schule hier in der Naehe,die Tochter gibt Kurse in Natural Horsemanship und hat supertolle Pferde und es ist wirklich toll ihr bei der Arbeit mit Cattle zuzusehen.
Puuuuuuuuuuuh, jetzt wisst ihr aber wirklich alles was hier so vor sich geht und mit wem und was ich es zu tun habe.
Ganz liebe Gruesse,Kiki